Berichte über die Entwicklungen rund um digitale Währungen schaffen es zunehmend in die Nachrichten jenseits von Finanzbranchendiensten. Mal sind sie spektakulär wie der Crash der insolventen Kryptobörse FTX, mal aufsehenerregend, als etwa New Yorks Bürgermeister Eric Adams sich sein Gehalt unter anderem in Bitcoins auszahlen liess.
Und wer denkt, El Salvador bliebe das einzige Land, das den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführen würde, wurde eines Besseren belehrt, als 2022 die Zentralafrikanische Republik nachzog. Kurz: Auch weniger Technikaffinen dämmert, dass die oft vollmundig als revolutionär bezeichneten Kryptowährungen tatsächlich nicht mehr nur das «Spielzeug» nerdiger Anleger sind, sondern es vom Nischen- zum Massenphänomen geschafft haben.
Fakt: Stand August beträgt allein die Marktkapitalisierung des Bitcoins, unangefochtene Nummer eins der immer zahlreicheren digitalen Währungen, knapp 500 Milliarden Euro für das Jahr 2023. Laut Branchendienst Coinmarketcap.com kommt eine ebenso grosse Summe von vergleichbaren Zahlungsmitteln wie Ethereum, Tether, Binance Coin, Ripple und anderen hinzu.
Auch wenn es immer wieder zu heftigen Schwankungen kommt, zeigt der langfristige Pfeil nach oben. 2020 etwa lag die globale Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen noch bei rund 400 Milliarden Euro. Der Wert ist nun weit mehr als doppelt so hoch.
Kryptowährungen sollen den Buchungsprozess vereinfachen
Kein Wunder also, dass bei solch rasanten Steigerungen immer mehr vom Zahlungsmittel der Zukunft schwärmen. Oliver Winter, Gründer und CEO der deutschen A&O Hotels and Hostels Holding GmbH, tut das bereits länger: «Bitcoins als Zahlungsmöglichkeit sind ein wichtiger Schritt, um den Buchungs- und Bezahlprozess noch bequemer zu gestalten», sagt der Chef der mit mehr als 28'500 Betten weltweit führenden Hostelkette.
So kann der Buchende bei www.aohostels.com zusätzlich zu den klassischen Bezahlwegen «Bitpay» wählen, woraufhin sogleich ein QR-Code oder wahlweise ein entsprechender Link versandt wird. Die Bezahlung erfolgt dann über die digitale Geldbörse des Kunden, das sogenannte Bitcoin-Wallet. Selbst vom Tablet oder vom Smartphone aus lässt sich der Betrag in Sekundenschnelle auf das Konto des Hotels überweisen.
Wichtiger noch: Da kein externer Dienstleister wie etwa eine Bank nötig ist, entfallen zusätzliche Transaktionsgebühren. Auch die hohe Sicherheit wird als Pro-Argument angeführt, Stichwort dezentral organisierte Blockchains. Es bestehen zwar durchaus Gegenargumente wie die Unbeständigkeit des Kurses sowie die zweifelhafte CO2-Bilanz, die durch hohe Serverleistungen beim «Generieren» der digitalen Tokens anfällt, doch das scheint dem Erfolg keinen Abbruch zu tun.
Hotels wollen mit der Zeit gehen
Nach grossen Online-Reisebüros wie Travala und Expedia, einem der weltweit führenden Anbieter auf dem Reisemarkt, werden auch immer mehr Hotels aktiv. Dazu zählt etwa die Gruppe «The Pavilions» mit Sitz in Hongkong und Häusern in Amsterdam, Lissabon, Madrid und Rom.
Durch die Partnerschaft mit dem renommierten Zahlungsdienst Coindirect können Gäste in allen 13 Häusern mit Bitcoin, Ethereum und knapp 40 anderen virtuellen Währungen bezahlen – basierend auf der Währung und dem Ort, an dem sie sich zum Zeitpunkt der Buchung befinden. Und während eine Reihe von Hotels mit einem entsprechenden digitalen Bezahlangebot liebäugelt, haben andere Häuser ebenfalls längst Fakten geschaffen.
Dazu zählen auch seit 2023 das Novotel Bahrain Al Dana – als erstes Hotel in der Golfregion – und länger schon die 23 in Spanien und Portugal befindlichen Casual Hoteles sowie das luxuriöse The Chedi Andermatt im Herzen der Schweizer Alpen. Dort lassen sich sämtliche Rechnungen ab 200 Franken mit Bitcoin und Ethereum begleichen.
General Manager Jean-Yves Blatt nannte bei der Einführung im Sommer 2021 noch einen weiteren Grund, warum sich das Luxuhotel bei diesem Thema engagiert: «Damit setzen wir gegenüber unseren Hotelgästen ein eindeutiges Statement, dass wir aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind und gleichzeitig ein neues Bezahlerlebnis als Zusatzservice bieten.»
Author: Alexander Walker
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