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Wie selbstverständlich gehen Muslime und fast alle islamischen Theologen und Islamwissenschaftler davon aus, dass der Prophet, dem dem Glauben nach der Koran offenbart wurde, Mohammed heißt. Aber das lässt sich auch in Zweifel ziehen.
"Die aber gläubig sind und gute Werke tun und an das glauben, was auf Mohammed herabgesandt worden ist […] deren böse Taten tilgt er."
Das ist eine der wenigen Ausnahmen, in denen der koranische Prophet, der normalerweise einfach mit "Du" angesprochen wird, einen spezifischen Namen im Koran erhält: Mohammed. Es gibt nur drei weitere Verse, in denen er ebenfalls Mohammed genannt wird (Sure 3 Vers 144, 33:40, 48:29). Ein einzelner Vers nennt ihn Ahmed (61:6). Ahmed wird wie Mohammad vom gleichen arabischen Grundwort abgeleitet, was "preisen" oder "loben" bedeutet.
Inhaltlich spiegelt sich der eingangs zitierte Vers mit Vers 29 aus Sure 48. Beide porträtieren Mohammed als Gesandten Gottes. Sure 3 Vers 144 hält fest, Mohammeds Tod werde für die Gemeinde keine große Folgen haben. Und Sure 33 Vers 40 betont, niemand könne für sich beanspruchen, von Mohammed abzustammen; gut möglich, dass die letzten beiden Verse erst nach Mohammeds Tod geschrieben wurden.
Der Urheber von Sure 61 Vers 6 wiederum lässt Jesus die Entsendung des koranischen Propheten vorhersagen: "Sein Name wird Ahmed sein."
Implizit erinnert das an die Beschreibung des sogenannten Parakleten, des "Trösters" im Johannes-Evangelium, den Gott demnach noch vor der versprochenen Wiederkehr Jesu entsenden wird.
Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, dass die Bezeichnungen Ahmed und Mohammed statt Eigennamen eher Titel gewesen sind, die dem ansonsten anonymen koranischen Propheten verliehen wurden. Man darf bezweifeln, dass es in den frühesten koranischen Texten überhaupt um einen menschlichen Propheten geht. Eher nicht, denn der wird erst an einer bestimmten Stelle in der Entwicklung des Textes eingeführt, was vermutlich mit der Ablehnung im Volk zusammenhängt, von der der Koran erkennbar zeugt. Der anonyme Prophet wird verteidigt und mit dem Titel Ahmed bedacht, von dem dann wohl der Titel Mohammed abgeleitet wurde. Schließlich wurden aus beiden Eigennamen.
Untersucht man die frühesten Korantexte, sieht man außer in einigen wenigen Versen definitiv keinen menschlichen Gesandten. Stattdessen findet man einen "göttlichen", der direkt zu den Menschen spricht und "eins" ist mit Gott. Und auch wenn er wiederholt mit der ersten Person Singular - "Ich" - formuliert und mit dem persönlichen Fürwort "er" auf Gott anspielt, bezieht er sich mit "wir" doch häufig auf Gott und sich selbst.
In späteren Versen richtet der himmlische Gesandte seine Worte dann nicht mehr direkt an die Menschen, sondern an den vermutlich neu eingeführten menschlichen Gesandten.
Wir erhalten sodann einen flüchtigen Einblick, wie dieser auf den Empfang von Gottes Offenbarungen vorbereitet wird: Sure 17 Vers 79 erhöht ihn in einen "lobenswerten Rang" - arabisch: "maqâm mahmûd". Aus "mahmûd" lässt sich "Ahmad" - zu Deutsch: der Gepriesenste - oder "Mohammed" - der Gepriesene - leicht bilden.
Im letzten Satz dieser vierteiligen Symphony wird der menschliche Gesandte dann mit genau denselben Begriffen beschrieben wie zuvor der himmlische. Er tritt somit an dessen Stelle. Die Bedeutung des himmlischen Gesandten wird vordergründig abgeschwächt: Als Offenbarungsengel kommuniziert er zwar noch mit dem menschlichen Gesandten, der Fokus liegt nun aber auf diesem. Und es hat sogar den Anschein, als empfange der menschliche Gesandte seine inspirierten Worte jetzt direkt von Gott.
Kurz gesagt, es steckt mehr in Sure 47 Vers 2 und der Behauptung, Mohammed sei der Gesandte Gottes, als man auf Anhieb zu erkennen vermag. Der Name des koranischen Propheten könnte hier einfach nur als Zeichen für seine erworbene Autorität und Stellung fungieren.
Bei der Audioversion handelt es sich um eine aus Gründen der Sendezeit leicht gekürzte Fassung dieses Textes.
Author: Mrs. Crystal Norton MD
Last Updated: 1703285882
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