Wirtschaft Inflation
Die Deutschen kaufen weniger Lebensmittel
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Die Lebensmittelbranche ist hierzulande eine der größten. Aber in Zeiten hoher Inflation geraten Produzenten von Fleisch, Milchprodukten, Backwaren, Süßigkeiten und Co. unter Druck. Verbraucher kaufen weniger, Supermärkte drücken die Preise. Einige ziehen die Notbremse.
Gegessen wird immer, getrunken auch. Deswegen gehört die Ernährungsindustrie meist zu den größten Branchen in einer Volkswirtschaft. In Deutschland etwa schaffen es die Hersteller von Nahrungsmitteln regelmäßig in die Top 5 der größten Industriezweige, zusammen mit der Autobranche, dem Maschinenbau, der Chemie- und der Elektroindustrie. Allein die Reihenfolge verändert sich immer mal wieder.
Im vergangenen Jahr rangierten die deutschen Produzenten von Fleisch, Milchprodukten, Backwaren, Süßigkeiten und Co. auf Platz fünf. Die rund 6000 Betriebe mit ihren 637.000 Beschäftigten erzielten einen Umsatz von 218,5 Milliarden Euro, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) meldet.
Zufrieden ist Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff mit dieser Bilanz aber nicht. 2022 sei ein „ziemlich durchwachsenes Jahr“ gewesen, sagt er. Zwar nahm der Umsatz um gut 18 Prozent zu, doch das lag allein an Preiserhöhungen. Real – also preisbereinigt – ergab sich dagegen ein Minus von fast einem Prozent.
Die verkauften Mengen waren 2022 rückläufig, sowohl im Inland als auch im Export. Dabei war das Auslandsgeschäft in der Vergangenheit stets ein Wachstumsmotor für die Branche. Minhoff wertet das schwache Exportergebnis daher als Warnzeichen. „Das zeigt, dass wir mit den Kostenstrukturen in Deutschland international teils nicht mehr wettbewerbsfähig sind“, sagt er.
Eine aktuelle Umfrage des Verbands bei seinen Mitgliedsunternehmen ergab, dass die Betriebe unter hohen Rohstoff- und Energiekosten, steigenden Personalaufwendungen infolge von Tarifabschlüssen sowie hohen Ausgaben für Verpackungen und Logistik leiden. Zu schaffen machen ihnen demnach auch zunehmende Aufwendungen aufgrund von neuen Regeln wie dem Lieferkettengesetz, zusätzliche Bürokratie und Berichtspflichten.
Die Mehrheit der befragten Ernährungsindustrieunternehmen bewertet die eigene Ertragslage als „negativ“ oder sogar „sehr negativ“. Der Ausblick ist ebenfalls überwiegend schwach. „Deswegen werden Investitionen derzeit zurückgehalten“, erklärt Minhoff. Auch gebe es schon Verlagerungen ins Ausland.
Das liege aber nicht nur an den zunehmend schlechten Rahmenbedingungen. Auch der Streit über Lieferkonditionen drückt Minhoff zufolge die Erträge. „Der Kampf zwischen Handel und Herstellern wird mit härteren Bandagen geführt“, so der Branchenvertreter. Händler seien immer weniger bereit, Preiserhöhungen zu akzeptieren.
Grund hierfür dürfte sein, dass Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Co. selbst um jeden Kunden kämpfen müssen und sich daher als Preisführer positionieren wollen. Denn Verbraucher achten beim Einkauf immer mehr auf die Kosten. Gleichzeitig ist die Nachfrage merklich gesunken – was auch die Industrie trifft.
„Das Konsumverhalten privater Haushalte war 2022 stark von der hohen Inflation beeinflusst“, heißt es dazu vom Statistischen Bundesamt. Der Behörde zufolge wurden hierzulande 4,4 Prozent weniger Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verzehrt und getrunken als im Vorjahr. Der Anteil von Lebensmitteln an den gesamten Konsumausgaben der Deutschen betrug laut dem europäischen Statistikamt Eurostat gut elf Prozent. Das ist trotz der Preissteigerungen nur leicht mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.
EU-weit liegt der Durchschnitt bei 15,9 Prozent. Vor allem in Ost- und Südeuropa ist der Anteil höher als hierzulande. Dort ist die Kaufkraft allerdings auch deutlich geringer. Zudem spielen günstige Lebensmittelpreise für die Verbraucher in Deutschland generell eine größere Rolle.
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Author: Michael Scott
Last Updated: 1700418122
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